Aktuell entstehen Start-Ups mit vielen neuen Ideen. Zahlreiche, dieser Start-Ups entwickeln und vertreiben faszinierende neue Produkte und Dienstleistungen. Da stellt sich die Frage warum gibt es gerade jetzt so viele Start-Ups mit so vielen neuen Produktideen. Sicherlich ist ein zentraler Faktor die Kultur für das Neue in der Start-Up Szene. Auf diesen Faktor möchten wir aber an diese Stelle nicht eingehen. Vielmehr möchten wir auf die Technologien zur Umsetzung neuer Ideen eingehen.
Häufig wird im Zusammenhang mit diesem Thema von der „Demokratisierung der Produktion“ gesprochen. Was genau ist damit gemeint?
Betrachten wir zunächst den Entstehungsprozess eines neuen Produktes. Dieser beginnt mit der Produktentwicklung. Für die Produktentwicklung stehen heute viele Werkzeuge sehr günstig oder komplett kostenlos zur Verfügung. So können CAD Systeme von namhaften Anbietern komplett kostenlos erworben werden, Google Sketchup ist hier nur ein Beispiel.
Gehen wir einen Schritt weiter in der Entstehung von Produkten. Nach der Entwicklung und Konstruktion werden die ersten Produkte gefertigt. Meistens werden zuerst Prototypen und Nullserien produziert. Diese Prozessschritte bei der Produktentstehung können heute durch Technologien wie den 3D Druck schneller und günstiger umgesetzt werden als in der Vergangenheit. Weiter können heute Standardbauteile sehr kostengünstig über Plattformen, wie Amazon, Alibaba etc. bezogen werden. Sogar das Beziehen von kundenspezifischen Elektronikbauteilen kann heute zu vergleichsweise geringen Kosten aus Asien erfolgen, auch und insbesondere für kleine Unternehmen.
Für die gesamte Verwaltung von Unternehmen und Produkten ist heute IT-Infrastruktur notwendig. Angefangen bei der E-Mail-Kommunikation, über die Archivierung von Dokumenten bis hin zur Abwicklung von Kundenaufträgen über Online-Shops. Die notwendige IT-Infrastruktur ist heute ebenfalls sehr günstig zu haben. Ganze Server gibt es schon für unter zehn Euro. Für technisch weniger versierte Menschen gibt es einzelne, vorgefertigte Angebote. So kann man heute zum Beispiel fertige Online-Shops bei allen gängigen Website-Providern bekommen.
Dieser Aspekt ist umso interessanter da sich bestehende Geschäftsmodelle in das Internet verlagern. Gerade hier können agile Start-Ups schnell und einfach Umsätze generieren und das bei verhältnismäßig geringen Kosten. Interessant wird es dann bei Geschäftsmodellen, die über das Internet beliebig skaliert werden können. Ein Beispiel in doppelter Hinsicht hierfür sind Portale die Freelancer vermitteln. Zum einen bieten diese Plattformen die Möglichkeit Dienstleistungen günstig einzukaufen. So kann z.B. die CI Erstellung durch Freelancer umgesetzt werden. Weiter basieren die Portale mit Ihren Geschäftsmodellen auf Internettechnologien, die heute günstig zu erwerben sind.
Neben den Produktionstechnologien die heute günstig und schnell für jedermann zur Verfügung stehen, ist die Änderung des Produktcharakters ein weiterer wichtiger Aspekt. Viele Produkte die Start-Ups anbieten, sind keine physischen Produkte mehr. Vielmehr werden Dienstleistungen bzw. Softwareprodukte produziert und vertrieben. Solche Produkte können mit den heutigen Produktionstechnologien deutlich schneller und günstiger hergestellt werden. Durch die starke Verbreitung von mobilen Endgeräten ist die Grundlage für solche Produkte ebenfalls geschaffen. Das vorher erwähnte Vermittlerportal für Freelancer ist so ein Beispiel. Die Plattform verkauft kein Produkt (CI Design, Website, etc.) sondern vermittelt Aufträge für die Erstellung von Produkten an Freelancer und verlangt dafür eine Provision.
In anderen Fällen ändert sich der Charakter eines Produktes. Eine Branche, die stark von der neuen Technologie profitiert hat, ist die Buchbranche. Im Zeitalter der Digitalisierung können Autoren Bücher ganz ohne Verlage veröffentlichen. Wenn in Zukunft Bücher ausschließlich über E-Book Reader gelesen werden und die dazugehörigen Plattformen verkauft werden, benötigt ein Autor keinen Verlag mehr um das Buch zu produzieren und zu veröffentlichen. Sicherleich leistet ein Verlag heute mehr als die reine „Buchproduktion“. Aber Tätigkeiten wie das Entwerfen von Covern und Bildern oder das Korrekturlesen können in Zukunft wie oben beschrieben über Dienstleistungsplattformen erledigt werden. Durch diese neuen Technologien und Geschäftsmodelle wird es also für Schriftsteller möglich, Bücher komplett ohne Verlage zu „produzieren“ und zu veröffentlichen.
Aber zurück zur verarbeitenden Industrie. Werfen wir nochmals einen Blick auf Start-Ups. In der chinesisches Metropole Shenzhen ist in den letzten Jahren ein Ökosystem für Hardware Start-Ups entstanden. Das Magazin t3n beschreibt zum Beispiel wie sich in Shenzhen ein deutsches Start-Up aus München niedergelassen hat, um dort einen Stromspeicher für Haushalte zu produzieren. Die Gründer berichten hier beeindruckt von der Geschwindigkeit mit der vor Ort Prototypen produziert werden können. Man schickt eine CAD Datei an einen Hersteller und hat am nächste Tag den fertigen Prototypen. Solche Lieferzeiten helfen natürlich drastisch die Time-to-Market Zeit zu reduzieren und so schnell Umsätze zu erzielen.
Zusammenfassend möchten wir alle ermutigen Ihre Ideen umzusetzen, die Grundlagen dafür waren noch nie so gut wie heute. Sicherlich, sie könnten in Deutschland noch besser sein, aber letztendlich kommt es auf den Mut und den Glauben an die eigene Idee an. Denn die benötigten Technologien, um Ideen in Produkte umzusetzen sind alle vorhanden. Wir sollten weniger über die aktuellen Entwicklungen rund um die Digitalisierung diskutieren sondern die Ärmel hochkrempeln und etwas tun.